United-Coach Martin Kluck erhofft sich von dem Umzug in den "Fuchsbau" im Zooviertel für den Verein Hannover United und seine Mannschaft viel Gutes. Foto: Maike Lobback

VON PHILIPP SCHAPER
Hannover.
Unbeständigkeit ist die Konstanz bei Hannover United in der aktuellen Rollstuhlbasketball-Bundesligasaison - nicht in der Leistung, aber bei den Terminen. Von Anfang Oktober bis Mitte Dezember hat United acht Liga- und zwei Pokalspiele absolviert. In den kommenden 37 Tagen rollt das Team von Trainer Martin Kluck mindestens elfmal aufs Parkett - inklusive DRS-Pokalfinale wären es ein Dutzend Spiele. Ein hartes Programm. Im Interview spricht United-Coach Martin Kluck über das Gefühl im neuen "Fuchsbau", die Thuringia Bulls als Gegner bei der Hallen-Premiere und die Chancen beim EuroCup Anfang Februar.

Martin Kluck, in der Hinrunde hatte Hannover United mitunter mit viel Freizeit zwischen den Spieltagen. Jetzt stehen quasi Spiele im Dreitage-Takt auf dem Programm. Was gefällt einem Trainer besser: Wenig Spiele, viel Erholung oder eine hohe Frequenz?
Das gesunde Mittelding, der wöchentliche Rhythmus, ist mir eigentlich am liebsten (lacht). Ich bin ein Trainer, der sich sehr akribisch auf Gegner vorbereitet und viel analysiert, viel Video schaut. Und das ist natürlich schwierig, wenn man viele Spiele in kurzer Zeit zu bewerkstelligen hat. Gleichzeitig zu viel Leerlauf und die Spannung nicht halten zu können, hilft einem auch nicht. Wenn das jetzt mal ein paar Spiele mehr sind, werden wir das aber auch stemmen.

Bisher hat United in dieser Saison ein ganz gutes Bild abgegeben: Mit 12 Punkten und drei Spielen weniger als die drei Konkurrenten Trier (12 Punkte), München und Köln (jeweils 10 Punkte) liegt Hannover auf Platz vier - der zur Playoff-Teilnahme reicht. Dazu hat das Team das DRS-Pokal FinalFour erreicht. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Ich bin mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden. Wir haben allerdings mit der Niederlage gegen Köln eine kleine Macke in unserer Bilanz, die wir gern vermieden hätten. Im Großen uns Ganzen ist das aber sehr ok. Natürlich sind wir auch mal gestrauchelt, im Hinspiel gegen Münsterland beispielsweise. Auch gegen Lahn-Dill und Thüringen hätten wir uns engere Spiele gewünscht. Das sind aber Kleinigkeiten, die hoffentlich am Ende einer erfolgreichen Saison niemand mehr beleuchtet, sondern wir auf die Highlights und positiven Aspekte schauen. Davon könnte es in dieser Saison einige geben.

Am Wochenende stehen mit dem BBC Münsterland (Samstag, 15 Uhr, auswärts) und den RSB Thuringia Bulls (Sonntag, 14 Uhr, "Fuchsbau") zwei harte Begegnungen auf dem Programm. Wie bereitet ein Coach seine Mannschaft auf solch ein Wochenende vor? Von Spiel zu Spiel zu denken könnte nicht reichen.
Das stimmt. Mit zwei Spielen an einem Wochenende gegen Münsterland und zuhause gegen die Bulls können wir nicht von Spiel zu Spiel denken. Wir müssen ein bisschen vorausschauen. Wir haben uns Anfang der Woche grob mit den Bulls beschäftigt. Jetzt liegt der Schwerpunkt total auf dem Münsterland-Spiel. Wenn das abgeschlossen ist, geht es in die ganz, ganz konkrete Vorbereitung gegen den Deutschen Meister, wenn auch ohne Training. Wir haben die Bulls in der Vorbereitung und im Saisonverlauf gespielt, kennen sie, da sich das Team kaum verändert hat, sehr, sehr gut und wissen, was auf uns zukommt. Deswegen ist so eine akribische Vorbereitung auf das eine Spiel nicht vonnöten, sondern würde uns nur ablenken von dem aus meiner Sicht wichtigeren Spiel gegen den BBC Münsterland. Darauf liegt unser kompletter Fokus.

Die Thuringia Bulls stehen mit zehn Siegen und einer Niederlage auf Platz 2 der RBBL1-Tabelle? Ist das genau der richtige Gegner für die "Fuchsbau"-Premiere am kommenden Sonntag?
Mit den Bulls kommt ein europäisches Schwergewicht im Rollstuhlbasketball direkt zur Heimspielpremiere in den "Fuchsbau". Da kann Hannover sich drauf freuen. Das wird ein Basketball-Highlight und wir hoffen natürlich, dass es direkt angenommen wird und wir ein gute Werbung in der neuen Halle für den EuroCup fünf Tage später machen können. Die Bulls sind immer ein Publikumsmagnet, eine schnelle, athletische Mannschaft - das sind immer packende, spannende Spiele. Da wird - hoffentlich auch für viele neue Zuschauerinnen und Zuschauer - einiges geboten.

Die Bulls sind immer ein Publikumsmagnet, eine schnelle, athletische Mannschaft - das sind immer packende, spannende Spiele.
Martin Kluck, Trainer von Rollstuhlbasketball-Bundesligist Hannover United

Nach neun Jahren Rollstuhlbasketball in der United Arena in Stöcken hat sich der Verein einen großen Wunsch erfüllt und ist in die Stadt gezogen. Das neue Zuhause ist der "Fuchsbau" in der Sporthalle der Sophienschule im Zooviertel. Was verspricht sich der Verein von dem Umzug?
Wir wollen als Verein erstmal ankommen in der neuen Halle, in unserem "Fuchsbau". Eine neue Spielstätte bringt immer neue Gegebenheiten mit sich. In erster Linie versprechen wir uns von dem Umzug, ein neues Publikum in Hannover zu erreichen, mehr im Zentrum von Hannover zu sein, mehr Wahrnehmung zu bekommen und gut in dem Viertel, in der direkten Nachbarschaft anzukommen. Wir wollen mit der Sophienschule, die sich bislang sehr, sehr interessiert an unserer Sportart zeigt, eng kooperieren und darüber neue Helferinnen und Helfer, neuen Schwung für den Verein finden und entwickeln. Dafür ist die neue Sporthalle mit ihren Gegebenheiten ideal geeignet. Jetzt müssen wir das nur noch umsetzen.

Wie ist die Mannschaft in der neuen Spielstätte angekommen?
Wir genießen die Trainingsatmosphäre dort. Wir haben kurze Wege, den Parkplatz direkt vor der Tür. Wir kommen gut mit den Hausmeistern aus, haben Zugang zu allen Dingen, die wir benötigen. Die Kabinen sind schön geräumig. Neuer Fußboden, neue Körbe, Glasbretter, tolle Korbanlagen - wir fühlen uns jetzt schon wohl, was den Trainingsbetrieb angeht. Und um den Spielbetrieb mache ich mir auch keine Sorgen.

Das Bulls-Spiel ist "Fuchsbau"-Premiere und gleichzeitig Generalprobe für die EuroCup-Vorrunde am ersten Februarwochenende (2./3. Februar). Was erwartet Hannover dem Freitag und Samstag?
Mit dem Bulls-Spiel an diesem Sonntag und unseren vier beziehungsweise insgesamt zehn EuroCup-Spielen eine Woche später, halten wir von Beginn an europäischen Spitzenbasketball im "Fuchsbau" bereit für die Zuschauer. Wir erwarten mit Fenerbahce Istanbul ein richtiges Schwergewicht mit hochkarätigen Spielern. Die britischen Teams sind Traditionsvereine. Die Schweizer sind eine bekannte Truppe im europäischen Basketball, die gefühlt schon immer dabei sind und über viele Jahre einen Großteil der Schweizer Nationalmannschaft stellen. Da kann man sich drauf freuen. Wir wollen unseren besten Basketball zeigen und noch eine Schippe drauflegen. Wir entwickeln uns von Training zu Training weiter und wachsen enger zusammen. Abläufe verfestigen sich. Wir wollen auf jeden Fall ein Wörtchen mitreden, wenn es um den Turniersieg geht und so viele Spiele wie möglich gewinnen. Aber es wird auch schwierig. Ich erwarte viele enge Partien  - und viel Stimmung auf den Rängen.

Die Chancen, Ende April eines der drei EuroCup-Finals zu spielen, stehen nicht schlecht. Von den fünf Teams muss United unter die ersten Drei kommen. Das letzte Spiel am Samstagabend (19 Uhr) gegen die Pilatus Dragons RCSZ könnte entscheidend sein. Wo sehen Sie Ihr Team nach dem Dragons-Spiel?
Wofür es beim EuroCup am Ende reicht und wo wir am Ende des Turniers nach dem Spiel gegen die Dragons stehen, ist schwer zu sagen. Dafür fehlt uns einfach die Routine auf internationaler Ebene. Wir wissen noch nicht, wo wir stehen und wie die Gegner stehen. Ich traue meiner Mannschaft aber absolut zu, dass wir jedem Team im Turnier einen harten Kampf liefern können. Wie viele Siege dabei herausspringen, wird sich zeigen. Wir wollen uns natürlich für eines der EuroCup-Finals qualifizieren. Das ist das klare Ziel.

Vier Wochen später hat Hannover United die erste Titel-Chance der Saison. Im DRS-Pokal FinalFour Anfang März trifft United im Halbfinale auf Gastgeber RBC Köln 99ers. Im zweiten Halbfinale stehen sich der RSV Lahn-Dill oder die Rhine River Rhinos Wiesbaden und die RSB Thuringia Bulls gegenüber. Wie stehen die Chancen für United?
Das ist noch so weit weg, da habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Mit der Auslosung und Köln als Gegner im Halbfinale bin ich erstmal zufrieden. Wenn man mal einen nationalen Titel gewinnen will an so einem FinalFour-Wochenende, ist die schwierigste Konstellation, gegen Lahn-Dill und Thüringen gewinnen zu müssen. Köln wird aber auch kein Alleingang. Wir haben gegen alle drei Teams diese Saison schon verloren - aber wir können auch alle drei schlagen. Ob uns das zweimal an einem Wochenende gelingt, weiß ich nicht. Aber wir werden uns richtig anstrengen und gut vorbereiten. Nun muss sich Lahn-Dill auch erst noch gegen Wiesbaden qualifizieren. Das wird auch keine einfache Aufgabe.

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