Es ist geschafft: Mariska Beijer feiert den Paralympics-Sieg gegen China nach dem Schlusspfiff mit ihren Mitspielerinnen Jitske Visser (links) und Bo Kramer. Fotos: Maike Lobback/Steffie Wunderl

So eine Goldmedaille bringt in der Heimat ja auch gewisse Verpflichtungen mit sich. Du durftest mit allen olympischen und paralytischen Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinnern des Landes bei König Willem-Alexander dinieren. Hat es geschmeckt?
Das Essen war … (macht eine Geste mit Daumen und Zeigefinger zum Mund, lacht). Aber nicht nur das: Ich habe sogar mit dem König an einem Tisch gesessen. Wir waren alle über den Raum verteilt, immer sechs Leute pro Tisch. Und ich habe tatsächlich bei ihm gesessen. Es war sehr schön. Das Palais war unglaublich groß.

Hat der König gute Manieren?
(lacht) Ja, sehr königlich (lacht) Er war auch sehr gut vorbereitet. Er hat gewusst, dass ich die Top-Scorerin war und wie wir gegen Deutschland und im Finale gegen China gespielt haben. Das war sehr cool. Dann ist noch Prinzessin Margriet dazugekommen, die Schwester der früheren Königin. Sie ist Schirmherrin des paralympischen Sports in den Niederlanden. Bei den Paralympischen Spielen in London und Rio de Janeiro hat sie sich bei viele Spiele von uns angeschaut. Nach den Partien war sie immer in der Mixed-Zone. In Tokio war sie aufgrund der Corona-Pandemie nicht dabei. Darum war es sehr schön, wieder mit ihr zu reden.

Der Besuch bei König Willem-Alexander und Prinzessin Margriet war sicher nur ein Termin von vielen. Konntest du dich eigentlich erholen nach der Rückkehr aus Tokio?
(lacht) Nein, nicht so viel. Wir hatten Termine, Termine, Termine. Wir sind am Montag um 15 Uhr gelandet, waren um 16 Uhr in der Familien-Lounge für etwa eineinhalb Stunden. Dort haben mich meine Schwester, mein Vater und meine Mutter empfangen. Es war sehr schön, wieder mit der Familie zu sein. Ich habe sie in den vergangenen eineinhalb Jahren zweimal gesehen. Es war aber auch schön, die Familien von der Mannschaft zu sehen. Das sind quasi meine Adoptivfamilien, wir sind alle sehr eng miteinander. Ich habe in eineinhalb Jahren nicht so viele Menschen umarmt. 

Wie ging’s dann weiter?
Um 20 Uhr war ich dann zu Hause und bin dort mit einer Party überrascht worden. Ich dachte nur: Schön, dass ihr alle da seid, aber ich würde gern schlafen gehen (lacht). 30 Minuten habe ich geschafft. Dann musste ich ins Bett. Es war sehr anstrengend, aber so toll, dass die ganzen Menschen meinetwegen da waren. Ich wohne da jetzt ein Jahr und alle Häuser waren geschmückt für meine Rückkehr mit Flaggen. Das war sehr viel Liebe.

Wann hat am Dienstag der Wecker geklingelt?
Am nächsten Morgen musste ich früh aufstehen und bin um 7.45 Uhr ins Auto gestiegen. Um 10 Uhr war ich in Den Haag im Bus zum Ministerpräsidenten inklusive TV-Termin. Danach ging’s im Bus zum König. Anschließend sind wir zum Kurhaus gefahren - auch mit TV-Show. Um 23 Uhr war ich dann zu Hause. Ich war wirklich müde. Am Mittwoch und am Donnerstag habe ich ein paar Medien-Termine gehabt, mit einer Zeitung, mit japanischen Medien. Freitagmorgen hatte ich dann das erste mal frei. Aber nur bis mittags. Da habe ich wieder im Auto gesessen und bin zu meiner Mutter gefahren. Am Sonnabend hat mir dann meine Familie eine Überraschungsparty gemacht. Es war viel los.

 

 

Ihr habt es euch redlich verdient, gefeiert zu werden. Allerdings habt ihr im zweiten Gruppenspiel gegen China erstmal einen Dämpfer bekommen. Kam die Niederlage überraschend?
Es war eine Überraschung, dass wir so schlecht geworfen haben. Dass China so gut war, war keine Überraschung. China war von Anfang an in meinen Top-4. Für mich war es super, dass wir im Finale gegen China gespielt haben. In der Offensive haben wir in der Vorrunde besonders schlecht gespielt. Im Endspiel haben wir schnell zu unserem Spiel gefunden und es war so viel besser als vorher.

War das Vorrundenspiel gegen China vielleicht ein Knackpunkt für euch?
Im Endeffekt war es gar nicht so schlecht, das Spiel gegen China zu verlieren. Dadurch hatten wir einfachere Gegner im Viertelfinale in den Überkreuz-Spielen. Gegen Japan war en wir fantastisch. Und dann gegen Angstgegner Deutschland im Halbfinale - es gibt jetzt keinen Angstgegner mehr. 

Das Spiel gegen die deutschen Frauen war lange offen. Was war am Ende ausschlaggebend?
Wir hatten mehr Zusammenhalt in der Mannschaft. Das ist unsere große Stärke - egal wo wir sind, mit wem wir auf dem Feld stehen. Unser stärkster Punkt war die Defense. Wenn das gut läuft, wissen wir, dass es vorn auch funktioniert. Im Finale war es ähnlich. China hat nach dem ersten Viertel wieder geführt. Das war für uns ok. Wir haben uns gesagt, dass die Chinesinnen nicht das ganze Spiel über so gut schießen können - und wir sind topp fit.

Im Finale hast du allerdings selbst weniger Punkte gemacht als in den anderen Spielen …
Das haben dann andere erledigt, Jitske Visser und Bo Kramer zum Beispiel. Karina de Rooij hat auch mehr gescored. Ich hatte zwei oder drei Gegenspielerinnen an mir - da waren die anderen einfach frei. Ich habe gedacht: Macht doch. Für mich ist es besser, wenn die Mannschaft breiter trifft und wir drei oder vier Spielerinnen haben, die zweistellig scoren.

Zur Halbzeit stand es 33:20. Nach dem dritten Viertel war das Spiel praktisch entschieden. Wie war das Gefühl in den letzten Sekunden auf dem Weg zu Gold?
Huuuu. Die letzten zehn Sekunden haben wir den Ball über die Mittellinie gebracht. Dann war das Gefühl: Wir haben es geschafft. Wir haben es geschafft. Ich habe nur geschaut, wo ist Ilse (Arts, die Red.) und dann war Party, eine große Jubeltraube. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Als ich am nächsten Morgen mit der Medaille neben mir im Bett aufgewacht bin, habe ich nur gedacht: Wir haben es geschafft, das war kein Traum.

Hast du danach viele Nachrichten bekommen?
Ja, zu viele (lacht). Ich habe den Flug benutzt, um alle Nachrichten zu antworten. Es war so viel Liebe dabei. So viele Menschen haben die Spiele im TV geschaut in den Niederlanden. Die Unterstützung von Zuhause war sehr groß. Auf Instagram habe ich sogar Mitteilungen bekommen aus der Stadt, in der ich einige Jahre gewohnt habe. Die haben extra nach mir geschaut. Wahnsinn. Der Support war unglaublich. Auch im Stadion: Die Volunteers haben immer eine große Party gemacht für die Sportlerinnen und Sportler, sie haben geklatscht, gejubelt. Das war toll.

Jetzt bist du wieder in Hannover nach langer Zeit. Wie gehts dir?
Das ist super toll. Ich bin sehr froh, wieder hier zu sein. Hannover United ist auch meine Familie. Das letzte Jahr war wirklich anstrengend, ich habe ja die ganze Zeit nur mit der Nationalmannschaft in der "Dutch Bubble" verbracht. Sonst habe ich niemanden gesehen. Ich habe die Mannschaft vermisst, ich habe die Fans vermisst. Aber ich habe mir alle Spiele von Hannover United im Livestream angeschaut und hatte regelmäßig Kontakt. Jetzt bin ich endlich wieder da.

 

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