Hannover United hatte sich vor Spiel 1 der Halbfinal-Serie gegen den RSV Lahn-Dill viel vorgenommen. Am Ende schaute das Team hinterher. Fotos: Lobback

Hannover. Die Playoffs sind der Höhepunkt einer Rollstuhlbasketball-Saison. Sie sind die Belohnung für hartes Training, mehr Hauptrunden-Siege als Niederlagen, für kraftvolle Comebacks, wenn es mal eine zeitlang nicht so gut gelaufen ist. Playoffs sind auch Belohnung für die Zuschauer, die monatelang angefeuert, getrommelt, Daumen gedrückt und manchmal auch gezittert haben. Alles oder nichts - jeder Spielzug zählt. Es gilt, für Spielerinnen und Spieler gleichermaßen wie für die Fans am Spielfeldrand und auf den Tribünen, Playoffs zu genießen. Schade, wenn man das alles dann doch nicht so richtig genießen kann.

Beim Playoff-Auftakt von Hannover United gegen den RSV Lahn-Dill herrschte Stille auf den Rängen. Trommeln, Klatschen, Anfeuerung - Fehlanzeige. Na klar, die Teams der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL1) spielen seit Saisonbeginn pandemiebedingt ohne Zuschauer, aber gewöhnen möchte man sich an leere Ränge nicht. Playoffs sind eben besondere Spiele, die volle Hallen verdient haben. Vor allem, wenn man, wie in diesem Fall, eine Premiere feiert - das ersten Halbfinale der Vereinsgeschichte für Hannover United. Doch die große Vorfreude war bei der Heimmannschaft schnell einem anderen Gefühl gewichen - der Ernüchterung. Hannover United verlor Spiel 1 in der Serie „Best-of-Three“ gegen den Rekordmeister aus Wetzlar mit 30:66. Ein früher K. o.

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Nach Ablauf der 40 Minuten schaute man bei den United-Akteuren in traurige, erschöpfte Gesichter. Vieles hatten sie sich vorgenommen in diesem ungleichen Duell. Wollten den Favoriten von Viertel zu Viertel eng auf den Fersen bleiben. Wollten mit jeder gelungenen Aktion, jedem guten Wurf Stück für Stück wachsen. „Wir müssen selbstbewusst sein“, hatte Trainer Martin Kluck gefordert. Doch bis auf die ersten drei, vier Minuten war das große Spiel leider nicht spannend, war es leider nicht eng. Rund achteinhalb Minuten lang rauschte nach einer frühen Führung kein Ball durch die Reuse. Und mit von Aktion zu Aktion schwand das Selbstbewusstsein.

Aber man muss auch sagen, das sich in herben Niederlagen große Charaktere zeigen. "30 Punkte sind natürlich deutlich zu wenig. Und vom Score her sieht das aus wie ein Debakel - so hat es sich für mich aber nicht angefühlt", sagte United-Aufbauspieler Jan Haller anschließend. "Wir haben 40 Minuten lang den Kopf oben gehabt und Lahn-Dill die Stirn geboten. Die Körpersprache war durchweg positiv." Was United zu schaffen gemacht habe, sei die Power der Gäste gewesen. "Wir haben die ganze Zeit unfassbaren Druck bekommen. Der RSV war überall. Mit ihrem Kader von zwölf Spielern können die jederzeit einen Neuen bringen und den Druck aufrecht erhalten, während wir hart am Kämpfen sind", sagte Haller. "Man hat zu keiner Zeit Ruhe am Ball, selbst, wenn man einen freien Wurf bekommt. Man muss jederzeit damit rechnen, dass ein Blauer vor dir auftaucht."

Ähnlich sah es auch der Coach. "Klar, wenn wir unsere einfachen Chancen am Anfang nutzen, können wir längere Zeit mitspielen. Und nichts täuscht darüber hinweg, dass wir nur 30 Punkte erzielt haben. Aber wir haben nicht angefangen zu hadern, die Köpfe sind nicht runtergegangen", sagte Martin Kluck. "Wenn man vorn die Punkte nicht macht, ist die Defensive deutlich schwieriger zu spielen. Ich finde, dass wir gerade defensiv einen richtig guten Job gemacht haben. Wenn vor der Ball nicht reinging, haben wir alles daran gesetzt, den Gegner hinten wieder zu stoppen", so Kluck. "Wir müssen irgendwie die Möglichkeit finden, einfach weiter zu werfen und uns vielleicht nicht - wenn wir den Ball fangen und schussbereit sind - einen Kopf darüber machen, ob das Ding reingeht oder nicht."

Hannover United: Jan Sadler (8 Punkte), Jan Haller, Oliver Jantz (je 7), Matthias Güntner (5), Alexander Budde (3), Vanessa Erskine, Tobias Hell, Eike Gößling.
RSV Lahn-Dill: Thomas Böhme (25 Punkte), Brian Bell (18 Punkte), Ian Sagar (10), Steve Serio (8), Michael Auprince, Christopher Huber (je 2), Annabel Breuer (1), Catharina Weiß, Mark Beissert, Peyman Mizan, Dominik Mosler, Simon Brown.

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