Laura Burbulla (von links), Jannes Günther, Luis Conrad und Sören Seebold fühlen sich im Lotto Sportinternat am Maschsee wie zuhause. Foto: Philipp Schaper

Die Heiner-Rust-Stiftung unterstützt gemeinsam mit den Förderern Firma Rücken&Partner und Firma Barlage GmbH sowie Elisabeth Ponzelar-Warter durch Stipendien und zeigt damit ihr Engagement zur Förderung des Sports für junge Menschen mit Behinderungen. Der Behinderten-Sportverband Niedersachsen (BSN) beteiligt sich an den Internatskosten sowie durch die intensive sportliche Betreuung durch seine Landestrainer*in. Hier wird das gemeinschaftliche Engagement des LandesSportBundes Niedersachsens, von LOTTO Sportinternat, BSN und der Heiner-Rust-Stiftung zum Wohle talentierter und leistungsbereiter junger Menschen erfolgreich umgesetzt.

Hannover. Sören Seebold (19) und Luis Conrad (18) leben Basketball. Die beiden Rollstuhlbasketball-Talente wohnen im Lotto-Sportinternat des LandesSportBundes Niedersachsen am Maschsee in Hannover und spielen für Hannover United in der 2. Bundesliga. Wie die beiden Freunde ticken, zeigt eine Begebenheit aus dem vergangenen Jahr. Bei der U23-Weltmeisterschaft im September in Phuket (Thailand) landeten die United-Talente Seebold, Conrad, U23-Kapitän Alexander Budde und Tobias Hell mit dem deutschen Nachwuchsteam nach einer perfekten Vorrunde leider auf Platz 4. Nach der Rückkehr in Hannover wollten Seebold und Conrad am nächsten Morgen direkt wieder in die Halle. Bälle werfen. Frust abschütteln. Doch United-Coach Martin Kluck sagte: "Nein".

2. Bundesliga, 1. Bundesliga, Abitur

Heute auf die Situation angesprochen, muss Kluck grinsen. "Sören und Luis versuchen jede Gelegenheit zu nutzen, sich weiterzuentwickeln. Wirklich jede. Es ist aber wichtig, irgendwann mal durchzuschnaufen und nicht nur an Basketball zu denken", sagt Kluck. Nicht an Basketball zu denken - das fällt Sören und Luis schwer. In der Woche trainieren sie bis zu 15 Stunden. Am Wochenende gehts mit der 2. Mannschaft von Hannover United um Punkte in der 2. Rollstuhlbasketball-Bundesliga. Sören spielt seit dieser Saison zudem mit einer Doppellizenz für den BBC Münsterland in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga. Und dann machen beide ja noch ihr Abitur - Sören in diesem, Luis im kommenden Schuljahr. Da bleibt nicht viel freie Zeit.

Freizeitgestaltung hat viel mit Essen zu tun

Die wenige freie Zeit verbringen sie dann häufig mit ihren Freunden Laura und Jannes. Laura Burbulla (18) und Jannes Günther (19) wohnen ebenfalls im Lotto-Sportinternat. Laura und Jannes sind Para-Leichtathleten. Laura kommt vom VfL Wolfsburg, Jannes kommt aus dem Landkreis Harburg und ist Rennrollstuhlfahrer. "Wenn wir Zeit haben, gehen wir nach den Trainingseinheiten Essen oder unternehmen etwas miteinander", sagt Laura an diesem Nachmittag im kleinen Wohnzimmer auf ihrer Etage im Internat. Die vier Juniorensportler sitzen beieinander, quatschen, lachen viel. "Also bei uns hat die Freizeitgestaltung immer viel mit Essen zu tun", sagt Sören. "Wenn du uns nicht beim Essen gehen erwischst, dann ist wirklich irgendetwas schief gelaufen." Alle lachen.

Unterstützung durch Heiner-Rust-Stiftung und BSN

Sören, Laura und Jannes sind 2019 nach Hannover an den Maschsee gezogen. Luis kam ein Jahr später dazu. Für alle eine wirklich gute Entscheidung. "Hannover ist der perfekte Ort mit dem Internat, den Trainingsmöglichkeiten und der Chance, auf den Eliteschulen des Sports einen flexiblen Stundenplan zu haben", sagt Sören. "Du bekommst vom Internat jede Hilfestellung, die du brauchst." Laura hat schon als 14-Jährige im Internat gewohnt. "Ich bin sehr schnell sehr selbständig geworden. Am Anfang haben die Betreuer mir noch geholfen, meine Termine zu vereinbaren - beispielsweise für die Physiotherapie. Und anfangs haben sie mir noch gezeigt, wie ich mit dem Bus dorthin komme, dann haben sie sich immer mehr zurückgezogen", erzählt die 18-Jährige. Für Jannes "war die Entscheidung, nach Hannover zu ziehen, schon krass - ich komme ja nicht aus Berlin oder so". Sein Heimatdorf Ashausen hat 3.800 Einwohner. "Am Anfang war es eine heftige Phase", sagt er. "Inzwischen bin ich sehr gut angekommen." Da hilft es auch, dass die Heiner-Rust-Stiftung und der BSN die Top-Sportler mit Stipendien, Zuschüssen und im sportlichen Bereich unterstützen. 

"Hannover ist endlich mal eine Großstadt"

Rollstuhlbasketballer Sören kommt aus Wetter an der Ruhr, südwestlich von Dortmund. Die Kleinstadt hat immerhin 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner. "Hannover ist endlich mal eine Großstadt. Hier gibt es Busse, die direkt vor der Haustür halten und nicht vier Kilometer entfernt", sagt er lachend. Kumpel Luis, der aus Berlin kommt, insistiert sofort: "Nenenene. Das ist hier eine Kleinstadt, Sören." Sören, der in diesem Frühjahr Abitur baut, ist der Umzug gut bekommen. "Ich habe mich hier sofort integriert gefühlt und hatte persönlich nie das Gefühl, dass ich weg bin von zuhause. Der Alltag ist so voll, das du gar nicht darüber nachdenkst."

Hannover ist ein zweites Zuhause geworden

Für das Quartett ist Hannover zu einer zweiten Heimat geworden. "Wenn ich Zeit habe, fahre ich am Wochenende zu meinen Eltern oder besuche Freunde", sagt Laura. "Aber hier ist schon mein Zuhause." Die anderen nicken. "Für mich ist das hier eine zweite Family", sagt Sören. Sein liebster Ort außerhalb ist der Maschsee. "Da kann man abends sehr gut entspannen, ich komme da gut zur Ruhe", sagt er. Da hakt Luis sofort ein. "Der Maschsee ist auch trainingstechnisch sehr cool, weil man immer eine Runde einbauen kann." Der bekommt wiederum kontra von Jannes. "Ich finde es auch immer toll, morgens um 6 Uhr meine vier Maschseerunden zu fahren", sagt Jannes grinsend. "Vor allem im Winter freue ich mich tierisch darauf." Lachen.

Freunde unterstützen sich gegenseitig bei Wettkämpfen

Am Ende ist es wieder der Sport, der das Quartett zusammenschweißt. "Wir unterstützen uns gegenseitig bei Wettkämpfen, schauen mal bei den anderen vorbei, wenns in der Nähe ist", sagt Sören. Aber häufig ist es weit weg. Jannes fährt die Distanzen 100, 200, 400, 800 und 1.500 Meter. Auf der Langstrecke ist er in Nottwil (Schweiz) Vize-Junioren-Weltmeister geworden. Dazu kommen vier dritte Plätze. Im Sommer geht es wieder in die Schweiz - zum Grand Prix. "Auf der schnellen Bahn in Nottwill kann man super Zeiten fahren. Die Schweiz ist eine Hochburg für Rennrollstuhl-Fahrer. Es kommen Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt. Das wird ein Top-Wettkampf", freut sich Jannes.

Die Blicke gehen Richtung Paralympics

Lauras Disziplinen sind die 100 und 200 Meter sowie Weitsprung. Die Wolfsburgerin ist mehrfache Deutsche Meisterin. Bei den Erwachsenen steht sie auf Weltranglistenplatz 8, bei den U20-Junioren ist sie Zweite. Für Weltmeisterschaften war sie zunächst zu jung, dann kam Corona und die Absagen. "Im Sommer steht bei den Erwachsenen eine Weltmeisterschaft an - darauf trainiere ich hin", sagt die 18-Jährige. Jannes kennt sie schon von früher aus dem BSN-Landeskader. Ihre Ziele: Sie möchte in diesem Jahr in den Erwachsenen-Kader aufsteigen und bei einer Welt- oder Europameisterschaft für Deutschland laufen - und dann geht der Blick auch immer Richtung Paralympics.

Sören und Luis wollen eine Medaille bei U19-EM

Sören und Luis haben auch die Paralympics im Blick. Aber vorher müssen sie noch andere Schritte machen. "Ich habe jetzt schon ein paar Einsatzzeiten beim BBC Münsterland", sagt Sören. "Ich möchte mich natürlich in der 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga etablieren. Aber erstmal muss ich das Abi schaffen - und dann sehen, wie es weiter geht." Für Luis steht zunächst die U19/U20-Europameisterschaft im Kalender. "Da möchte ich unbedingt eine Medaille holen. Wir haben eine geile Truppe", sagt Luis. "Da darf ich ja auch noch mitmachen", sagt Sören und wird hellhörig. Wieder ein Turnier mehr, auf dem man Ballspielen kann.

Ohne Basketball geht es nicht

Und falls alle Stricke reißen, sind Sören und Luis ein topp Kommentatoren-Team bei den Spielen der Bundesligamannschaft von Hannover United. Ohne Basketball geht es eben nicht. "Sören und Luis sind super motivierte Jungs. Sie verkörpern genau das, was wir als Verein seit zehn Jahren leben", sagt United-Coach Martin Kluck. Wenn möglich, möchte er die beiden Talente gern länger in Hannover sehen. "Mittelfristig hoffe ich, dass Sören nach seinem Abitur in der Region bleibt und für uns in der 1. Bundesliga spielt", so Kluck. "Und Luis hat jetzt die Chance, nach dem Umbruch in der U23-Nationalmannschaft Verantwortung zu übernehmen und daran zu wachsen."

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