Fünf unserer Rollstuhlbasketballprofis kommen mit Medaillen zurück von der EM auf Teneriffa. Die Frauen-Nationalmannschaft holte sich Silber, die Männer gewannen Bronze. Ein denkwürdiges Turnier nach den großen Umbrüchen in beiden Teams im Vorfeld der EM.
 

Dahle und Seyrl verlieren nur ein einziges Mal

Groß war die Freude bei Linda Dahle und Andrea Seyrl nach der Nominierung für die EM auf Teneriffa. Doch es war ebenso beiden bewusst, dass es dieses Jahr eine große Herausforderung sein würde. Wichtige Stützen im Team waren in diesem Jahr nicht mehr dabei, die Mannschaft neu zusammengestellt. Nach zufriedenstellenden Vorbereitungsspielen mussten die deutschen Damen direkt gegen die starken Britinnen ran. Fulminant spielte das junge deutsche Team auf und schlug Großbritannien direkt zu Beginn des Turniers mit 45:43. Danach wurden die Spanierinnen (49:35) und die Frauen aus der Türkei (57:21) deutlich geschlagen. Das Team von Coach Martin Otto spielte sich immer besser ein und ließ auch den Französinnen keine Chance - 74:39. 

Das größte Ausrufezeichen der Gruppenphase setzte die Mannschaft gegen das Team aus den Niederlanden, welche als klarer Favorit auf den Titel galten. Mit 61:55 schlugen die deutschen Frauen die Niederländerinnen und weckten bei so manchem in der Heimat erste Hoffnungen auf Edelmetall. Als Gruppenerster spielten die Deutschen das Halbfinale wieder gegen die Französinnen. Mit 46:33 ging auch dieses Spiel klar aus. 
Im Finale kam es dann zum "El Clásico" des internationalen Rollstuhlbasketballsports. Gegen die Niederländerinnen warf das Team um Dahle und Seyrl alles in die Waagschale, doch am Ende sollte es nicht ganz reichen. Mit der 46:56-Niederlage gewannen die deutschen Frauen die Silbermedaille.

Linda Dahle sagte zurück in Hannover:

"Es war eine deutliche Entwicklung des Teams zu erkennen. Die Stimmung im Team war gut. Nach dem Umbruch war nicht damit zu rechnen, so erfolgreich bei dieser EM zu sein und in der Gruppenphase sogar den jetzigen Europameister zu schlagen."


Linda Dahle (l.) klatscht ab mit Johanna Welin.
 

Herren erkämpfen sich Bronze

Auch bei der Herren-Nationalmannschaft hatte es im Vorfeld der EM einen großen Einschnitt im Team gegeben. Auch dadurch hatten die jungen United-Spieler Jan Sadler, Phillip Schorp und Oliver Jantz die Chance auf Teneriffa aufs Feld zu rollen. Gegen die relativ unbekannte Mannschaft aus Litauen startete das deutsche Team souverän ins Turnier - 63:41. Auch gegen die Männer aus Schweden blieben die Deutschen knallhart und gewannen mit 79:58. Im dritten Spiel der Gruppenphase wurde das Team von Trainer Nicolai Zeltinger aber ganz klar auf den Boden der Tatsachen geholt. Den Türken, absolute Favoriten auf den Titel, konnten die Deutschen nicht viel entgegensetzen und verloren deutlich mit 45:87. 

Aus diesem Tief konnten sich die deutschen Rollstuhlbasketballer auch am Folgetag nicht ganz herausziehen. Mit 38:69 verloren die Deutschen auch gegen die Auswahl aus Großbritannien überraschend deutlich. Im letzten Gruppenspiel gegen Israel rollten die deutschen Männer dann wieder mit hoher Qualität aufs Feld und holten sich mit einem 55:85-Erfolg den dritten Platz in der Gruppe B.

Phillip Schorp resümierte die Gruppenphase so:

"Wir sind trotz einer schwierigen und kurzen Vorbereitung ganz gut ins Turnier gestartet. Schwierig war die Vorbereitung, weil wir bei vielen Turnieren im Vorfeld nur acht Spieler zur Verfügung hatten. Die anderen fehlten aufgrund die Juniorenweltmeisterschaft in Canada. Dieser Umstand hatte aber gerade den neuen Spielern viel Spielzeit beschert. In der Gruppenphase der EM taten uns die Niederlagen gegen die Türkei und Großbritannien sehr weh."

Im Viertelfinale hatten die Deutschen einen mächtig großen Brocken vor der Brust. Die gastgebenden Spanier machten es der deutschen Auswahl sehr schwer, doch mit einer herausragenden Kraftleistung gingen die Deutschen als Sieger aus dem packenden Spiel hervor - 70:63.


Phillip Schorp im Spiel

Das Halbfinale bestritt man dann gegen die starken Türken, gegen die man in der Gruppenphase noch eine empfindlich hohe Niederlage einstecken musste. Zu diesem Zeitpunkt hatte die deutsche Mannschaft das ausgegebene Minimalziel von Coach Zeltinger, nämlich das Erreichen des Viertelfinales, bereits übertroffen. Das Halbfinalspiel gegen die Türken hatte alles, was das Rollstuhlbasketbalfan-Herz begehrt. Mit packender Spannung reichte es allerdings ganz knapp nicht für die Deutschen. Mit 64:68 mussten sie sich gegen den späteren Europameister geschlagen geben und gingen ins Spiel um Platz 3.

Im letzten Spiel zeigten die deutschen Männer dann nochmal all ihre Qualität. Gegen die Niederländer bewiesen die Deutschen, dass man sie auch bei anstehenden internationalen Turnieren definitiv auf dem Zettel behalten sollte. Mit 61:56 gewann das deutsche Team die Bronzemedaille. 

Jan Sadler sagte nach dem Turnier:

"Es war sehr schwer einzuschätzen, wie weit wir es mit dem neuen Team schaffen würden. Mit der Bronzemedaille hatten wir nicht wirklich gerechnet. Wir haben auf diesem sehr hohem Spielniveau Einsatzzeiten bekommen. Nach den hohen Niederlagen gegen Großbritannien und die Türkei war das Viertelfinale gegen den Paramlympicszweiten Spanien nicht gerade einfach - Am Ende hat es gereicht. Im Halbfinale haben wir bis in die Schlusssekunden mit der Türkei um den Einzug ins Finale gekämpft. Gegen Holland war es dann nochmal ein Kraftakt, bei dem wir den längeren Atem hatten. Es war eine geile Erfahrung mit einem super Team. Jetzt steht erstmal Urlaub an, bevor wir dann in die Vorbereitung für die 1. Bundesliga einsteigen wollen. Ich bin richtig heiß auf die Season und die WM im eigenen Land im nächsten Jahr."

Phillip Schorp sagte zurück in Deutschland:

"Der Sieg gegen Spanien im Viertelfinale war wirklich ein großer Schritt für uns, nachdem wir im Vorbereitungsturnier noch gegen die Spanier verloren hatten. Sehr schade war natürlich die Niederlage gegen die Türkei im Halbfinale. Trotz langer Führung verpassten wir damit nur knapp den Einzug ins Finale. Die Niederlande konnten wir jedoch im Spiel um Platz 3 mit einem Enspurt schlagen und somit zufrieden die Bronzemedaille mit nach Hause nehmen. Ich persönlich habe aus dem Turnier viel Erfahrung sammeln können. Gerade was es heißt, wieder ein Turnier nach einer anstrengenden Vorbereitungsphase zu spielen. Ein Turnier kann nämlich viele Tücken haben, was Organisation, Klima, Essen usw. angeht. Es war für mich eine tolle Europameisterschaft, weil es auch die erste mit den Herren war und ich dort viele neue Herausforderungen gefunden habe. Mein persönliches Highlight war das Spiel gegen Spanien, bei dem ich aufgrund von Foulbelastung viele Spielminuten bekommen habe und in diesen zeigen konnte, was ich kann. Das Team hatte einen guten Zusammenhalt, wodurch die Zeit außerhalb vom Court sehr angenehm war."


Gans (l.) und Sadler (mitte) in der Defensearbeit.

Quelle Foto Herren-Team jubelt: Werner Schorp
Quelle Foto Dahle und Welin: Tanja Feddersen
Quelle Fot Phillip Schorp: Werner Schorp
Quelle Foto Sadler und Gans: Tanja Feddersen

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